Dienstag, 25 Januar 2011 19: 15

Berufliche Karzinogene

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Die Kontrolle berufsbedingter Karzinogene basiert auf der kritischen Überprüfung wissenschaftlicher Untersuchungen sowohl am Menschen als auch in experimentellen Systemen. In verschiedenen Ländern werden mehrere Überprüfungsprogramme durchgeführt, die darauf abzielen, berufsbedingte Expositionen zu kontrollieren, die für Menschen krebserregend sein könnten. Die in den verschiedenen Programmen verwendeten Kriterien sind nicht vollständig konsistent, was gelegentlich zu Unterschieden bei der Kontrolle von Agenten in verschiedenen Ländern führt. Beispielsweise wurde 4,4-Methylen-bis-2-Chloranilin (MOCA) 1976 in Dänemark und 1988 in den Niederlanden als berufsbedingt krebserzeugend eingestuft, aber erst 1992 wurde vom American Conference of Governmental Industrial Hygienists in den Vereinigten Staaten.

 

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat im Rahmen ihres Monographien-Programms eine Reihe von Kriterien aufgestellt, um den Nachweis der Karzinogenität bestimmter Stoffe zu bewerten. Das IARC-Monographieprogramm stellt eine der umfassendsten Bemühungen zur systematischen und einheitlichen Überprüfung von Krebsdaten dar, genießt in der wissenschaftlichen Gemeinschaft hohes Ansehen und dient als Grundlage für die Informationen in diesem Artikel. Sie hat auch einen wichtigen Einfluss auf die nationalen und internationalen Maßnahmen zur Bekämpfung von Krebs am Arbeitsplatz. Das Bewertungsschema ist in Tabelle 1 angegeben.

 


Tabelle 1. Bewertung von Hinweisen auf Karzinogenität im Rahmen des IARC-Monographieprogramms.

 

1. Der Nachweis für die Auslösung von Krebs beim Menschen, der offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Identifizierung menschlicher Karzinogene spielt, wird berücksichtigt. Drei Arten von epidemiologischen Studien tragen zu einer Beurteilung der Karzinogenität beim Menschen bei: Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien und Korrelationsstudien (oder ökologische Studien). Fallberichte über Krebs beim Menschen können ebenfalls überprüft werden. Die für die Kanzerogenität relevanten Hinweise aus Studien am Menschen werden in eine der folgenden Kategorien eingeordnet:

 

  • Ausreichende Hinweise auf Karzinogenität: Es wurde ein kausaler Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber dem Stoff, dem Gemisch oder den Expositionsumständen und Krebs beim Menschen festgestellt. Das heißt, in Studien, in denen Zufall, Bias und Confounding mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden konnten, wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Exposition und Krebs beobachtet.
  • Begrenzter Hinweis auf Karzinogenität: Es wurde ein positiver Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber dem Stoff, dem Gemisch oder den Expositionsumständen und Krebs beobachtet, für den eine kausale Interpretation als glaubwürdig angesehen wird, aber Zufall, Verzerrung oder Verwechslungen konnten nicht mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen werden.
  • Ikein ausreichender Beweis für Karzinogenität: Die verfügbaren Studien sind von unzureichender Qualität, Konsistenz oder statistischer Aussagekraft, um eine Aussage über das Vorhandensein oder Fehlen eines kausalen Zusammenhangs zu treffen, oder es liegen keine Daten zu Krebserkrankungen beim Menschen vor.
  • Hinweise auf mangelnde Karzinogenität: Es gibt mehrere adäquate Studien, die das gesamte Spektrum an Expositionsniveaus abdecken, denen Menschen bekanntermaßen ausgesetzt sind, die übereinstimmend darin sind, dass sie bei keinem beobachteten Expositionsniveau einen positiven Zusammenhang zwischen der Exposition gegenüber dem Wirkstoff und dem untersuchten Krebs zeigen.

 

2. Studien, in denen Versuchstiere (hauptsächlich Nagetiere) chronisch potenziellen Karzinogenen ausgesetzt und auf Hinweise auf Krebs untersucht werden, werden überprüft und der Grad der Evidenz für Kanzerogenität wird dann in Kategorien eingeteilt, die denen ähnlich sind, die für Humandaten verwendet werden.

 

3. Besonders relevante Daten zu biologischen Wirkungen bei Mensch und Versuchstier werden gesichtet. Dazu können toxikologische, kinetische und metabolische Überlegungen und Hinweise auf DNA-Bindung, Persistenz von DNA-Läsionen oder genetische Schäden bei exponierten Menschen gehören. Toxikologische Informationen, wie die zur Zytotoxizität und Regeneration, zur Rezeptorbindung und zu hormonellen und immunologischen Wirkungen sowie Daten zur Struktur-Wirkungs-Beziehung werden verwendet, wenn sie für den möglichen Mechanismus der krebserzeugenden Wirkung des Mittels relevant sind.

 

4. Die Beweislage wird als Ganzes betrachtet, um zu einer Gesamtbewertung der Karzinogenität eines Stoffs, Gemischs oder Expositionsumstands für den Menschen zu gelangen (siehe Tabelle 2).

 

 

 


 

Stoffe, Gemische und Expositionsumstände werden in den IARC-Monographien bewertet, wenn Hinweise auf eine Exposition des Menschen und Daten zur Karzinogenität (entweder beim Menschen oder bei Versuchstieren) vorliegen (für IARC-Klassifikationsgruppen siehe Tabelle 2).

 

Tabelle 2. Klassifikationsgruppen des IARC-Monographieprogramms.

Der Stoff, das Gemisch oder der Expositionsfall wird nach dem Wortlaut eines der beschriebenen Stoffe beschrieben folgende Kategorien:

Gruppe 1- Der Stoff (das Gemisch) ist für den Menschen krebserzeugend. Der Expositionsfall beinhaltet Expositionen, die für den Menschen krebserzeugend sind.
Gruppe 2A— Der Stoff (das Gemisch) ist wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen. Der Expositionsfall bringt Expositionen mit sich, die wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen sind.
Gruppe 2B— Der Stoff (das Gemisch) ist möglicherweise krebserzeugend für den Menschen. Der Expositionsfall bringt Expositionen mit sich, die möglicherweise krebserzeugend für den Menschen sind.
Gruppe 3- Der Stoff (Gemisch, Expositionssituation) ist hinsichtlich seiner Kanzerogenität für den Menschen nicht einstufbar.
Gruppe 4- Der Stoff (Gemisch, Expositionssituation) ist wahrscheinlich nicht krebserzeugend für den Menschen.

 

 

Bekannte und vermutete berufsbedingte Karzinogene

Derzeit gibt es 22 Chemikalien, Gruppen von Chemikalien oder Mischungen, bei denen die Exposition hauptsächlich beruflich bedingt ist, ohne Berücksichtigung von Pestiziden und Arzneimitteln, die erwiesenermaßen krebserzeugend für den Menschen sind (Tabelle 3). Während einige Wirkstoffe wie Asbest, Benzol und Schwermetalle derzeit in vielen Ländern weit verbreitet sind, sind andere Wirkstoffe hauptsächlich von historischem Interesse (z. B. Senfgas und 2-Naphthylamin).

 

Tabelle 3. Chemikalien, Gruppen von Chemikalien oder Mischungen, bei denen die Exposition hauptsächlich beruflich bedingt ist (ohne Pestizide und Arzneimittel).
Gruppe 1-Chemikalien krebserzeugend für den Menschen1

Belichtung2 Zielorgan(e) des Menschen Hauptindustrie/-verwendung
4-Aminobiphenyl (92-67-1) Blase Herstellung von Gummi
Arsen (7440-38-2) und Arsenverbindungen3 Lunge, Haut Glas, Metalle, Pestizide
Asbest (1332-21-4) Lunge, Brustfell, Bauchfell Isolierung, Filtermaterial, Textilien
Benzol (71-43-2) Leukämie Lösungsmittel, Kraftstoff
Benzidin (92-87-5) Blase Farbstoff-/Pigmentherstellung, Laboragent
Beryllium (7440-41-7) und Berylliumverbindungen Lunge Luft- und Raumfahrtindustrie/Metalle
Bis(chlormethyl)ether (542-88-11) Lunge Chemisches Zwischenprodukt/Nebenprodukt
Chlormethylmethylether (107-30-2) (technische Qualität) Lunge Chemisches Zwischenprodukt/Nebenprodukt
Cadmium (7440-43-9) und Cadmiumverbindungen Lunge Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Chrom(VI)-Verbindungen Nasenhöhle, Lunge Metallbeschichtung, Farbstoff-/Pigmentherstellung
Kohlenteerplätze (65996-93-2) Haut, Lunge, Blase Baumaterial, Elektroden
Kohlenteer (8007-45-2) Haut, Lunge Treibstoff
Ethylenoxid (75-21-8) Leukämie Chemisches Zwischenprodukt, Sterilisationsmittel
Mineralöle, unbehandelt und mild behandelt Haut Schmierstoffe
Senfgas (Schwefelsenf)
(505-60-2)
Pharynx, Lunge Kriegsgas
2-Naphthylamin (91-59-8) Blase Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Nickelverbindungen Nasenhöhle, Lunge Metallurgie, Legierungen, Katalysator
Schieferöle (68308-34-9) Haut Schmierstoffe, Kraftstoffe
Ruß Haut, Lunge Pigmente
Talk, der asbestiforme Fasern enthält Lunge Papier, Farben
Vinylchlorid (75-01-4) Leber, Lunge, Blutgefäße Kunststoffe, Monomer
Holzstaub Nasenhöhle Holzindustrie

1 Bewertet in den IARC-Monographien, Bände 1-63 (1972-1995) (ohne Pestizide und Arzneimittel).
2 CAS-Registrierungsnummern erscheinen in Klammern.
3 Diese Bewertung gilt für die Chemikaliengruppe als Ganzes und nicht notwendigerweise für alle Individuen Chemikalien innerhalb der Gruppe.

 

 

Weitere 20 Stoffe werden als wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen eingestuft (Gruppe 2A); sie sind in Tabelle 4 aufgeführt und umfassen Expositionen, die derzeit in vielen Ländern vorherrschen, wie kristallines Siliziumdioxid, Formaldehyd und 1,3-Butadien. Eine Vielzahl von Stoffen wird als mögliche Humankanzerogene (Gruppe 2B, Tabelle 5) eingestuft – beispielsweise Acetaldehyd, Dichlormethan und anorganische Bleiverbindungen. Für die meisten dieser Chemikalien stammen die Hinweise auf Karzinogenität aus Studien an Versuchstieren.

Tabelle 4. Chemikalien, Gruppen von Chemikalien oder Mischungen, bei denen die Exposition hauptsächlich beruflich bedingt ist (ohne Pestizide und Arzneimittel).
Gruppe 2A – Wahrscheinlich krebserregend für den Menschen1

Belichtung2 Verdächtige menschliche(s) Zielorgan(e) Hauptindustrie/-verwendung
Acrylnitril (107-13-1) Lunge, Prostata, Lymphom Kunststoffe, Gummi, Textilien, Monomer
Farbstoffe auf Benzidinbasis - Papier-, Leder-, Textilfarbstoffe
1,3-Butadien (106-99-0) Leukämie, Lymphom Kunststoffe, Gummi, Monomer
p-Chlor-o-Toluidin (95-69-2) und seine starken Säuresalze Blase Farbstoff-/Pigmentherstellung, Textilien
Kreosot (8001-58-9) Haut Holzkonservierung
Diethylsulfat (64-67-5) - Chemisches Zwischenprodukt
Dimethylcarbamoylchlorid (79-44-7) - Chemisches Zwischenprodukt
Dimethylsulfat (77-78-1) - Chemisches Zwischenprodukt
Epichlorhydrin (106-89-8) - Kunststoff/Harz-Monomer
Ethylendibromid (106-93-4) - Chemisches Zwischenprodukt, Begasungsmittel, Brennstoffe
Formaldehyd (50-0-0) Nasopharynx Kunststoffe, Textilien, Labormittel
4,4´-Methylen-bis-2-chloranilin (MOCA)
(101-14-4)
Blase Herstellung von Gummi
Polychlorierte Biphenyle (1336-36-3) Leber, Gallenwege, Leukämie, Lymphom Elektrische Bauteile
Kieselsäure (14808-60-7), kristallin Lunge Steinschneiden, Bergbau, Glas, Papier
Styroloxid (96-09-3) - Kunststoffe, chemisches Zwischenprodukt
Tetrachlorethen
(127-18-4)
Ösophagus, Lymphom Lösungsmittel, chemische Reinigung
Trichlorethylen (79-01-6) Leber, Lymphom Lösungsmittel, chemische Reinigung, Metall
Tris(2,3-dibrompropylphosphat
(126-72-7)
- Kunststoffe, Textilien, Flammschutzmittel
Vinylbromid (593-60-2) - Kunststoffe, Textilien, Monomer
Vinylfluorid (75-02-5) - Chemisches Zwischenprodukt

1 Bewertet in den IARC-Monographien, Bände 1-63 (1972-1995) (ohne Pestizide und Arzneimittel).
2 CAS-Registrierungsnummern erscheinen in Klammern.

 

Tabelle 5. Chemikalien, Gruppen von Chemikalien oder Mischungen, bei denen die Exposition hauptsächlich beruflich bedingt ist (ohne Pestizide und Arzneimittel).
Gruppe 2B – Möglicherweise krebserregend für den Menschen1

Belichtung2 Hauptindustrie/-verwendung
Acetaldehyd (75-07-0) Kunststoffherstellung, Aromen
Acetamid (60-35-5) Lösungsmittel, chemisches Zwischenprodukt
Acrylamid (79-06-1) Kunststoffe, Fugenmörtel
p-Aminoazotoluol (60-09-3) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
o-Aminoazotoluol (97-56-3) Farbstoffe/Pigmente, Textilien
o-Anisidin (90-04-0) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Antimontrioxid (1309-64-4) Flammschutzmittel, Glas, Pigmente
Auramin (492-80-8) (technische Qualität) Farbstoffe/Pigmente
Benzylviolett 4B (1694-09-3) Farbstoffe/Pigmente
Bitumen (8052-42-4), Auszüge aus
dampfgereinigt und luftgereinigt
Baumaterial
Bromdichlormethan (75-27-4) Chemisches Zwischenprodukt
b-Butyrolacton (3068-88-0) Chemisches Zwischenprodukt
Rußextrakte Druckfarben
Tetrachlorkohlenstoff (56-23-5) Lösungsmittel
Keramische Fasern Kunststoffe, Textilien, Luft- und Raumfahrt
Chlorensäure (115-28-6) Flammschutzmittel
Chlorierte Paraffine mit mittlerer Kohlenstoffkettenlänge C12 und mittlerem Chlorierungsgrad ca. 60 % Flammschutzmittel
a-chlorierte Toluole Farbstoff-/Pigmentherstellung, chemisches Zwischenprodukt
p-Chloranilin (106-47-8) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Chloroform (67-66-3) Lösungsmittel
4-Chlor-o-Phenylendiamin (95-83-9) Farbstoffe/Pigmente, Haarfärbemittel
CI Säurerot 114 (6459-94-5) Farbstoffe/Pigmente, Textilien, Leder
CI Basic Rot 9 (569-61-9) Farbstoffe/Pigmente, Tinten
CI Direktblau 15 (2429-74-5) Farbstoffe/Pigmente, Textilien, Papier
Kobalt (7440-48-4) und Kobaltverbindungen Glas, Farben, Legierungen
p-Cresidin (120-71-8) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
N, N´-Diacetylbenzidin (613-35-4) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
2,4-Diaminoanisol (615-05-4) Farbstoff-/Pigmentherstellung, Haarfärbemittel
4,4´-Diaminodiphenylether (101-80-4) Kunststoffherstellung
2,4-Diaminotoluol (95-80-7) Farbstoff-/Pigmentherstellung, Haarfärbemittel
p-Dichlorbenzol (106-46-7) Chemisches Zwischenprodukt
3,3´-Dichlorbenzidin (91-94-1) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
3,3´-Dichloro-4,4´-diaminodiphenyl ether (28434-86-8) Nicht benutzt
1,2-Dichlorethan (107-06-2) Lösungsmittel, Kraftstoffe
Dichlormethan (75-09-2) Lösungsmittel
Diepoxybutan (1464-53-5) Kunststoffe/Harze
Dieselkraftstoff, Marine Treibstoff
Di(2-ethylhexyl)phthalat (117-81-7) Kunststoffe, Textilien
1,2-Diethylhydrazin (1615-80-1) Laborreagenz
Diglycidylresorcinether (101-90-6) Kunststoffe/Harze
Diisopropylsulfat (29973-10-6) Schadstoff-
3,3´-Dimethoxybenzidin (o-Dianisidin)
(119-90-4)
Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
p-Dimethylaminoazobenzol (60-11-7) Farbstoffe/Pigmente
2,6-Dimethylaniline (2,6-Xylidine)(87-62-7) Chemisches Zwischenprodukt
3,3´-Dimethylbenzidin (o-Tolidin)(119-93-7) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Dimethylformamid (68-12-2) Lösungsmittel
1,1-Dimethylhydrazin (57-14-7) Raketentreibstoff
1,2-Dimethylhydrazin (540-73-8) Forschungschemikalie
1,4-Dioxan (123-91-1) Lösungsmittel
Dispersionsblau 1 (2475-45-8) Farbstoffe/Pigmente, Haarfärbemittel
Ethylacrylat (140-88-5) Kunststoffe, Klebstoffe, Monomer
Ethylenthioharnstoff (96-45-7) Kautschukchemikalie
Heizöle, Reststoffe (schwer) Treibstoff
Furan (110-00-9) Chemisches Zwischenprodukt
Benzin Treibstoff
Glaswolle Isolierung
Glycidaldehyd (765-34-4) Textil-, Lederherstellung
HC Blau Nr. 1 (2784-94-3) Haartönungen
Hexamethylphosphoramid (680-31-9) Lösungsmittel, Kunststoffe
Hydrazin (302-01-2) Raketentreibstoff, chemisches Zwischenprodukt
Blei (7439-92-1) und Bleiverbindungen, anorganisch Farben, Kraftstoffe
2-Methylaziridin(75-55-8) Farbstoffe, Papier, Kunststoffherstellung
4,4’-Methylene-bis-2-methylaniline (838-88-0) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
4,4'-Methylendianilin (101-77-9) Kunststoffe/Harze, Farbstoff-/Pigmentherstellung
Methylquecksilberverbindungen Herstellung von Pestiziden
2-Methyl-1-nitroanthrachinon (129-15-7) (unsichere Reinheit) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Nickel, metallisch (7440-02-0) Katalysator
Nitrilotriessigsäure (139-13-9) und ihre Salze Chelatbildner, Waschmittel
5-Nitroacenaphthen (602-87-9) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
2-Nitropropan (79-46-9) Lösungsmittel
N-Nitrosodiethanolamin (1116-54-7) Schneidflüssigkeiten, Verunreinigungen
Ölorange SS (2646-17-5) Farbstoffe/Pigmente
Phenylglycidylether (122-60-1) Kunststoffe/Klebstoffe/Harze
Polybromierte Biphenyle (Firemaster BP-6) (59536-65-1) Flammschutzmittel
Ponceau MX (3761-53-3) Farbstoffe/Pigmente, Textilien
Ponceau 3R (3564-09-8) Farbstoffe/Pigmente, Textilien
1,3-Propansulfon (1120-71-4) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
b-Propiolacton (57-57-8) Chemisches Zwischenprodukt; Kunststoffherstellung
Propylenoxid (75-56-9) Chemisches Zwischenprodukt
Rockwool Isolierung
Schlackenwolle Isolierung
Styrol (100-42-5) Kunststoffe
2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-Dioxin (TCDD) (1746-01-6) Schadstoff-
Thioacetamid (62-55-5) Textil-, Papier-, Leder-, Gummiherstellung
4,4'-Thiodianilin (139-65-1) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Thioharnstoff (62-56-6) Textil, Kautschukbestandteil
Toluoldiisocyanate (26471-62-5) Kunststoffe
o-Toluidin (95-53-4) Herstellung von Farbstoffen/Pigmenten
Trypanblau (72-57-1) Farbstoffe/Pigmente
Vinylacetat (108-05-4) Chemisches Zwischenprodukt
Schweißrauch Metallurgie

1 Bewertet in den IARC-Monographien, Bände 1-63 (1972-1995) (ohne Pestizide und Arzneimittel).
2 CAS-Registrierungsnummern erscheinen in Klammern.

 

Berufsbedingte Expositionen können auch während der Herstellung und Verwendung einiger Pestizide und Arzneimittel auftreten. Tabelle 6 enthält eine Bewertung der Karzinogenität von Pestiziden; zwei davon, Captafol und Ethylendibromid, werden als wahrscheinliche Karzinogene für den Menschen eingestuft, während insgesamt 20 andere, darunter DDT, Atrazin und Chlorphenole, als mögliche Karzinogene für den Menschen eingestuft werden.

 

Tabelle 6. In den IARC-Monographien, Bände 1-63 (1972-1995) bewertete Pestizide

IARC-Gruppe Schädlingsbekämpfungsmittel1
2A – Wahrscheinlich krebserregend für den Menschen Captafol (2425-06-1) Ethylendibromid (106-93-4)
2B – Möglicherweise krebserregend für den Menschen Amitrol (61-82-5) Atrazin (1912-24-9) Chlordan (57-74-9) Chlordecon (Kepon) (143-50-0) Chlorphenole Chlorphenoxy-Herbizide DDT (50-29-3) 1,2-Dibromo-3-chloropropane (96-12-8) 1,3-Dichlorpropen (542-75-6) (technische Qualität) Dichlorvos (62-73-7) Heptachlor (76-44-8) Hexachlorbenzol (118-74-1) Hexachlorcyclohexane (HCH) Mirex (2385-85-5) Nitrofen (1836-75-5), technische Qualität Pentachlorphenol (87-86-5) Natrium o-Phenylphenat (132-27-4) Sulhallat (95-06-7) Toxaphen (polychlorierte Camphene) (8001-35-2)

1 CAS-Registrierungsnummern erscheinen in Klammern.

 

Mehrere Arzneimittel sind Humankarzinogene (Tabelle 9): Sie sind hauptsächlich Alkylierungsmittel und Hormone; 12 weitere Medikamente, darunter Chloramphenicol, Cisplatin und Phenacetin, werden als wahrscheinliche menschliche Karzinogene (Gruppe 2A) eingestuft. Berufliche Exposition gegenüber diesen bekannten oder vermuteten Karzinogenen, die hauptsächlich in der Chemotherapie verwendet werden, kann in Apotheken und während ihrer Verabreichung durch Pflegepersonal auftreten.

 

Tabelle 7. Arzneimittel, die in den IARC-Monographien, Bände 1–63 (1972–1995) bewertet wurden.

Medikament1 Zielorgan2
IARC-GRUPPE 1 – Karzinogen für den Menschen
Analgetische Mischungen, die Phenacetin enthalten Niere, Blase
Azathioprin (446-86-6) Lymphom, hepatobiliäres System, Haut
N,N-Bis(2-chlorethyl)-b-naphthylamin (Chlornaphazin) (494-03-1) Blase
1,4-Butandioldimethansulfonat (Myleran)
(55-98-1)
Leukämie
Chlorambucil (305-03-3) Leukämie
1-(2-Chloroethyl)-3-(4-methylcyclohexyl)-1-nitrosourea (Methyl-CCNU) (13909-09-6) Leukämie
Cyclosporin (79217-60-0) Lymphom, Haut
Cyclophosphamide (50-18-0) (6055-19-2) Leukämie, Blase
Diethylstilboöstrol (56-53-1) Gebärmutterhals, Vagina, Brust
Melphalan (148-82-3) Leukämie
8-Methoxypsoralen (Methoxsalen) (298-81-7) plus ultraviolette A-Strahlung Haut
MOPP und andere kombinierte Chemotherapien einschließlich Alkylanzien Leukämie
Östrogenersatztherapie Gebärmutter
Östrogene, nichtsteroidal Gebärmutterhals, Vagina, Brust
Östrogene, steroidal Gebärmutter
Orale Kontrazeptiva, kombiniert Leber
Orale Kontrazeptiva, sequentiell Gebärmutter
Thiotepa (52-24-4) Leukämie
Treosulfan (299-75-2) Leukämie

 

IARC-GRUPPE 2A – Wahrscheinlich krebserregend für den Menschen
Adriamycin (23214-92-8) -
Androgene (anabole) Steroide (Leber)
Azacitidin (320-67-2) -
Bischlorethylnitrosoharnstoff (BCNU) (154-93-8) (Leukämie)
Chloramphenicol (56-75-7) (Leukämie)
1-(2-Chloroethyl)-3-cyclohexyl-1-nitrosourea (CCNU) (13010-47-4) -
Chlorozotocin (54749-90-5) -
Cisplatin (15663-27-1) -
5-Methoxypsoralen (484-20-8) -
Stickstoffsenf (51-75-2) (Haut)
Phenacetin (62-44-2) (Niere, Blase)
Procarbazinhydrochlorid (366-70-1) -

1 CAS-Registrierungsnummern erscheinen in Klammern.
2 Vermutete Zielorgane sind in Klammern angegeben.

 

Mehrere Umwelteinflüsse sind bekannte oder vermutete Ursachen von Krebs beim Menschen und sind in Tabelle 8 aufgeführt; Obwohl die Exposition gegenüber solchen Stoffen nicht in erster Linie beruflich bedingt ist, gibt es Gruppen von Personen, die ihnen aufgrund ihrer Arbeit ausgesetzt sind: Beispiele sind Uranbergleute, die Radonzerfallsprodukten ausgesetzt sind, Krankenhausangestellte, die dem Hepatitis-B-Virus ausgesetzt sind, Lebensmittelverarbeiter, die Aflatoxinen aus kontaminierten Lebensmitteln ausgesetzt sind, Arbeiter im Freien, die ultravioletter Strahlung oder Dieselmotorabgasen ausgesetzt sind, und Barpersonal oder Kellner, die Tabakrauch in der Umgebung ausgesetzt sind.

Das IARC-Monographieprogramm hat die meisten bekannten oder vermuteten Krebsursachen abgedeckt; Es gibt jedoch einige wichtige Gruppen von Wirkstoffen, die nicht von der IARC bewertet wurden – nämlich ionisierende Strahlung und elektrische und magnetische Felder.

 

Tabelle 8. Umwelteinflüsse/Expositionen, von denen bekannt ist oder vermutet wird, dass sie beim Menschen Krebs verursachen.1

Agent/Exposition Zielorgan2 Beweiskraft3
Luftverschmutzer
Erionit Lunge, Rippenfell 1
Asbest Lunge, Rippenfell 1
Polyzyklischer Aromat Kohlenwasserstoffe4 (Lunge, Blase) S
Wasserschadstoffe
Arsen Haut 1
Nebenprodukte der Chlorierung (Blase) S
Nitrat und Nitrit (Speiseröhre, Magen) S
Strahlung
Radon und seine Zerfallsprodukte Lunge 1
Radium, Thorium Knochen E
Andere Röntgenbestrahlung Leukämie, Brust, Schilddrüse, andere E
Sonnenstrahlung Haut 1
Ultraviolette Strahlung A (Haut) 2A
UV-Strahlung B (Haut) 2A
Ultraviolette Strahlung C (Haut) 2A
Benutzung von Höhensonne und Solarium (Haut) 2A
Elektrische und magnetische Felder (Leukämie) S
Biologische Arbeitsstoffe
Chronische Infektion mit dem Hepatitis-B-Virus Leber 1
Chronische Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus Leber 1
Infektion mit Helicobacter pylori Magen 1
Infektion mit Opistorchis viverrini Gallengänge 1
Infektion mit Chlororchis sinensis (Leber) 2A
Humane Papillomavirustypen 16 und 18 Gebärmutterhals 1
Humanes Papillomavirus Typ 31 und 33 (Gebärmutterhals) 2A
Andere Typen des humanen Papillomavirus als 16, 18, 31 und 33 (Gebärmutterhals) 2B
Infektion mit Schistosoma haematobium Blase 1
Infektion mit Schistosoma japonicum (Leber, Dickdarm) 2B
Tabak, Alkohol und verwandte Substanzen
Alkoholische Getränke Mund, Rachen, Speiseröhre, Leber, Kehlkopf 1
Tabakrauch Lippe, Mund, Rachen, Speiseröhre, Bauchspeicheldrüse, Kehlkopf, Lunge, Niere, Blase, (andere) 1
Rauchfreie Tabakprodukte Mund 1
Betelpfand mit Tabak Mund 1
Ernährungsfaktoren
Aflatoxine Leber 1
Aflatoxin M1 (Leber) 2B
Ochratoxin A. (Niere) 2B
Toxine abgeleitet von Fusarium moniliforme (Speiseröhre) 2B
Gesalzener Fisch nach chinesischer Art Nasopharynx 1
Eingelegtes Gemüse (traditionell in Asien) (Speiseröhre, Magen) 2B
Adlerfarn (Speiseröhre) 2B
Safrole - 2B
Kaffee (Blase) 2B
Kaffeesäure - 2B
Heißer Kumpel (Speiseröhre) 2A
Frisches Obst und Gemüse (schützend) Mund, Speiseröhre, Magen, Kolon, Rektum, Kehlkopf, Lunge (andere) E
Fett (Darm, Brust, Endometrium) S
Faser (schützend) (Kolon, Rektum) S
Nitrat und Nitrit (Speiseröhre, Magen) S
Salz (Bauch) S
Vitamin A, b-Carotin (schützend) (Mund, Speiseröhre, Lunge, andere) S
Vitamin C (schützend) (Speiseröhre, Magen) S
IQ (Magen, Dickdarm, Rektum) 2A
MeIQ - 2B
MeIQx - 2B
PhIP - 2B
Fortpflanzungs- und Sexualverhalten
Spätes Alter bei der ersten Schwangerschaft Brust E
Niedrige Parität Brust, Eierstock, Corpus uteri E
Frühes Alter beim ersten Geschlechtsverkehr Gebärmutterhals E
Anzahl der Sexualpartner Gebärmutterhals E

1 Arbeitsstoffe und Expositionen sowie Medikamente, die hauptsächlich im beruflichen Umfeld vorkommen ausgeschlossen.

2 Vermutete Zielorgane sind in Klammern angegeben.

3 Bewertung der IARC-Monographie, sofern verfügbar, berichtet (1: menschliches Karzinogen; 2A: wahrscheinliches menschliches Karzinogen; 2B: mögliches menschliches Karzinogen); sonst E: nachgewiesenes Karzinogen; S: Verdacht auf Karzinogen.

4 Die Exposition des Menschen gegenüber polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen erfolgt in Gemischen, z. B. im Motor Emissionen, Verbrennungsdämpfe und Ruß. Mehrere Mischungen und einzelne Kohlenwasserstoffe haben wurde von der IARC evaluiert.

 

Branchen und Berufe

Das derzeitige Verständnis der Beziehung zwischen beruflicher Exposition und Krebs ist noch lange nicht vollständig; Tatsächlich sind nur 22 Einzelstoffe etablierte Karzinogene am Arbeitsplatz (Tabelle 9), und für viele weitere experimentelle Karzinogene liegen keine endgültigen Beweise auf der Grundlage exponierter Arbeiter vor. In vielen Fällen gibt es erhebliche Hinweise auf erhöhte Risiken im Zusammenhang mit bestimmten Branchen und Berufen, obwohl keine spezifischen Erreger als ätiologische Faktoren identifiziert werden können. Tabelle 10 enthält Listen von Branchen und Berufen, die mit übermäßigen karzinogenen Risiken verbunden sind, zusammen mit den relevanten Krebsstandorten und den bekannten (oder vermuteten) Erregern.

 

Tabelle 9. Branchen, Berufe und Expositionen, die als karzinogen eingestuft wurden.

Branche (ISIC-Code) Beruf/Prozess Ort/Typ des Krebses Bekannter oder vermuteter Erreger
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (1) Weinbergarbeiter, die Arsen-Insektizide verwenden Fischer Lunge, Haut Haut, Lippe Arsenverbindungen UV-Strahlung
Bergbau und Steinbruch (2) Abbau von Arsen Abbau von Eisenerz (Hämatit). Asbestabbau Uranabbau Abbau und Mahlen von Talkum Lunge, Haut Lunge Lunge, Pleural und Peritoneal Mesotheliom Lunge Lunge Arsenverbindungen Radon-Zerfallsprodukte Asbest Radon-Zerfallsprodukte Talk, der asbestiforme Fasern enthält
Chemie (35) Arbeiter und Anwender von Bis(chlormethyl)ether (BCME) und Chlormethylmethylether (CMME). Herstellung von Vinylchlorid Herstellung von Isopropylalkohol (Starksäureverfahren) Herstellung von Pigmentchromaten Hersteller und Anwender von Farbstoffen Herstellung von Auramin p-chlor-o-Toluidin-Produktion Lunge (Haferzellkarzinom) Angiosarkom der Leber Sinunasal Lunge, sinonasal Blase Blase Blase BCME, CMME Vinylchlorid-Monomer Nicht identifiziert Chrom(VI)-Verbindungen Benzidin, 2-Naphthylamin, 4-Aminobiphenyl Auramin und andere aromatische Amine, die in dem Verfahren verwendet werden p-chlor-o-Toluidin und seine Salze starker Säuren
Leder (324) Stiefel- und Schuhherstellung Sinonasal, Leukämie Lederstaub, Benzol
Holz und Holzprodukte (33) Möbel- und Schreiner Sinunasal Holzstaub
Herstellung von Pestiziden und Herbiziden (3512) Herstellung und Verpackung von Arseninsektiziden Lunge Arsenverbindungen
Gummiindustrie (355) Herstellung von Gummi Kalandrieren, Reifenvulkanisieren, Reifenbau Müller, Mischer Herstellung von synthetischem Latex, Reifenaushärtung, Kalanderarbeiter, Rückgewinnung, Kabelhersteller Herstellung von Gummifolien Leukämie Blase Leukämie Blase Blase Leukämie Benzol Aromatische Amine Benzol Aromatische Amine Aromatische Amine Benzol
Asbestproduktion (3699) Isolierstoffherstellung (Rohre, Folien, Textilien, Kleidung, Masken, Asbestzementprodukte) Lungen-, Pleura- und Peritonealmesotheliom Asbest
Metalle (37) Aluminiumproduktion Kupferschmelze Chromatherstellung, Verchromung Eisen- und Stahlgießen Nickelraffination Beizvorgänge Cadmiumproduktion und -raffination; Herstellung von Nickel-Cadmium-Batterien; Herstellung von Cadmiumpigmenten; Herstellung von Cadmiumlegierungen; Galvanik; Zinkhütten; Hartlöten und Compoundieren von Polyvinylchlorid Beryllium-Raffination und -Bearbeitung; Herstellung berylliumhaltiger Produkte Lunge, Blase Lunge Lunge, sinonasal Lunge Sinonasal, Lunge Kehlkopf, Lunge Lunge Lunge Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Teer Arsenverbindungen Chrom(VI)-Verbindungen Nicht identifiziert Nickelverbindungen Nebel aus anorganischen Säuren, die Schwefelsäure enthalten Cadmium und Cadmiumverbindungen Beryllium und Berylliumverbindungen
Schiffbau, Kraftfahrzeug- und Eisenbahnausrüstungsbau (385) Werft- und Werftarbeiter, Arbeiter im Kraftfahrzeug- und Eisenbahnbau Lungen-, Pleura- und Peritonealmesotheliom Asbest
Gas (4) Mitarbeiter einer Kokerei Gasarbeiter Gas-Retortenhausarbeiter Lunge Lunge, Blase, Hodensack Blase Benzo (a) Pyren Kohleverkokungsprodukte, 2-Naphthylamin Aromatische Amine
Bau (5) Isolatoren und Rohrummantelungen Dachdecker, Asphaltbauer Lungen-, Pleura- und Peritonealmesotheliom Lunge Asbest Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe
Andere Medizinisches Personal (9331) Lackierer (Bau-, Automobilindustrie und andere Anwender) Haut, Leukämie Lunge Ionisierende Strahlung Nicht identifiziert


 

Tabelle 10. Branchen, Berufe und Expositionen, von denen berichtet wird, dass sie einen Krebsüberschuss aufweisen, für die jedoch die Bewertung des krebserzeugenden Risikos nicht endgültig ist.

Branche (ISIC-Code) Beruf/Prozess Ort/Typ des Krebses Bekannter (oder vermuteter) Erreger
Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft (1) Bauern, Landarbeiter Anwendung von Herbiziden Anwendung von Insektiziden Lymphatisches und hämatopoetisches System (Leukämie, Lymphom) Maligne Lymphome, Weichteilsarkome Lunge, Lymphom Nicht identifiziert Chlorphenoxy-Herbizide, Chlorphenole (vermutlich kontaminiert mit polychlorierten Dibenzodioxinen) Arsenfreie Insektizide
Bergbau und Steinbruch (2) Zink-Blei-Bergbau Kohle Metallabbau Asbestabbau Lunge Magen Lunge Magen-Darm-Trakt Radon-Zerfallsprodukte Kohlenstaub Kristallines Siliciumdioxid Asbest
Lebensmittelindustrie (3111) Metzger und Fleischer Lunge Viren, PAK1
Getränkeindustrie (3131) Bierbrauer Oberer Aerodigestivtrakt Alkoholkonsum
Textilherstellung (321) Färber Weber Blase Blase, Nebenhöhlen, Mund Farbstoffe Stäube von Fasern und Garnen
Leder (323) Gerber und Verarbeiter Herstellung und Reparatur von Stiefeln und Schuhen Blase, Bauchspeicheldrüse, Lunge Sinonasal, Magen, Blase Lederstaub, andere Chemikalien, Chrom Nicht identifiziert
Holz und Holzprodukte (33), Zellstoff- und Papierindustrie (341) Holzfäller und Sägewerksarbeiter Zellstoff- und Papierfabrikarbeiter Tischler, Schreiner Holzarbeiter, nicht näher bezeichnet Sperrholzherstellung, Spanplattenherstellung Nasenhöhle, Hodgkin-Lymphom, Haut Lymphopoetisches Gewebe, Lunge Nasenhöhle, Hodgkin-Lymphom Lymphome Nasopharynx, sinunasal Holzstaub, Chlorphenole, Kreosote Nicht identifiziert Holzstaub, Lösungsmittel Nicht identifiziert Formaldehyd
Drucken (342) Tiefdruckarbeiter, Buchbinder, Drucker, Maschinenarbeiter und andere Berufe Lymphozytisches und blutbildendes System, oral, Lunge, Niere Ölnebel, Lösungsmittel
Chemie (35) 1,3-Butadien-Produktion Herstellung von Acrylnitril Herstellung von Vinylidenchlorid Herstellung von Isopropylalkohol (Starksäureverfahren) Herstellung von Polychloropren Herstellung von Dimethylsulfat Herstellung von Epichlorhydrin Herstellung von Ethylenoxid Herstellung von Ethylendibromid Formaldehydproduktion Verwendung von Flammschutzmitteln und Weichmachern Herstellung von Benzoylchlorid Lymphozytisches und blutbildendes System Lunge, Dickdarm Lunge Larynx Lunge Lunge Lunge, lymphatisches und blutbildendes System (Leukämie) Lymphatisches und blutbildendes System (Leukämie), Magen Verdauungssystem Nasopharynx, sinunasal Haut (Melanom) Lunge 1,3-Butadien Acrylnitril Vinylidenchlorid (Mischbelastung mit Acrylnitril) Nicht identifiziert Chloropren Dimethylsulfat Epichlorhydrin Ethylenoxid Ethylendibromid Formaldehyd Polychlorierte Biphenyle Benzoylchlorid
Herbizidherstellung (3512) Herstellung von Chlorphenoxy-Herbiziden Weichteilsarkom Chlorphenoxy-Herbizide, Chlorphenole (kontaminiert mit polychlorierten Dibenzodioxinen)
Erdöl (353) Ölraffinerie Haut, Leukämie, Gehirn Benzol, PAK, unbehandelte und mild behandelte Mineralöle
Gummi (355) Diverse Tätigkeiten in der Gummiherstellung Herstellung von Styrol-Butadien-Kautschuk Lymphom, multiples Myelom, Magen, Gehirn, Lunge Lymphatisches und hämatopoetisches System Benzol, MOCA,2 andere nicht identifiziert 1,3-Butadien
Keramik, Glas und feuerfester Stein (36) Keramik- und Töpferarbeiter Glasarbeiter (Kunstglas, Behälter und Pressware) Lunge Lunge Kristallines Siliciumdioxid Arsen und andere Metalloxide, Kieselsäure, PAK
Asbestproduktion (3699) Isoliermaterialherstellung (Rohre, Folien, Textilien, Kleidung, Masken, Asbestzementprodukte) Kehlkopf, Magen-Darm-Trakt Asbest
Metalle (37, 38) Bleiverhüttung Cadmiumproduktion und -raffination; Herstellung von Nickel-Cadmium-Batterien; Herstellung von Cadmiumpigmenten; Herstellung von Cadmiumlegierungen; Galvanik; Zinkschmelze; Hartlöten und Compoundieren von Polyvinylchlorid Eisen- und Stahlgießen Atmungs- und Verdauungssystem Alles im Fluss Lunge Bleiverbindungen Cadmium und Cadmiumverbindungen Kristallines Siliciumdioxid
Schiffbau (384) Werft- und Werftarbeiter Kehlkopf, Verdauungssystem Asbest
Kraftfahrzeugbau (3843, 9513) Mechaniker, Schweißer usw. Lunge PAK, Schweißrauch, Motorabgase
Strom (4101, 9512) Erzeugung, Produktion, Verteilung, Reparatur Leukämie, Hirntumore Leber, Gallenwege Extrem niederfrequente Magnetfelder Leiterplatten3
Bau (5) Isolatoren und Rohrummantelungen Dachdecker, Asphaltbauer Kehlkopf, Magen-Darm-Trakt Mund, Rachen, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen Asbest PAK, Steinkohlenteer, Pech
Verkehr (7) Eisenbahner, Tankwart, Bus- und LKW-Fahrer, Baggerführer Lunge, Blase Leukämie Auspuff des Dieselmotors Extrem niederfrequente Magnetfelder
Andere Tankwart (6200) Chemiker und andere Laboranten (9331) Einbalsamierer, medizinisches Personal (9331) Gesundheitspersonal (9331) Wäscherei und Reinigung (9520) Friseure (9591) Radium-Zifferblattarbeiter Leukämie und Lymphom Leukämie und Lymphom, Bauchspeicheldrüse Sinonasal, Nasopharynx Leber Lunge, Speiseröhre, Blase Blase, Leukämie und Lymphom Brust Benzol Nicht identifiziert (Viren, Chemikalien) Formaldehyd Hepatitis-B-Virus Tri- und Tetrachlorethylen und Tetrachlorkohlenstoff Haarfärbemittel, aromatische Amine Radon

1 PAK, polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoff.

2 MOCA, 4,4'-Methylen-bis-2-chloranilin.

3 PCBs, polychlorierte Biphenyle.

 

Tabelle 9 stellt Branchen, Berufe und Expositionen dar, in denen das Vorhandensein eines krebserzeugenden Risikos als erwiesen gilt, während Tabelle 10 industrielle Prozesse, Berufe und Expositionen zeigt, für die ein übermäßiges Krebsrisiko gemeldet wurde, der Nachweis jedoch nicht als endgültig angesehen wird. Ebenfalls in Tabelle 10 enthalten sind einige Berufe und Branchen, die bereits in Tabelle 9 aufgeführt sind, für die es nicht schlüssige Beweise für einen Zusammenhang mit anderen als den in Tabelle 9 genannten Krebsarten gibt. Beispielsweise ist die asbestproduzierende Industrie in Tabelle 9 in Bezug auf Lunge enthalten Krebs und Pleura- und Peritonealmesotheliom, während die gleiche Branche in Tabelle 10 in Bezug auf gastrointestinale Neoplasmen enthalten ist. Eine Reihe von Branchen und Berufen, die in den Tabellen 9 und 10 aufgeführt sind, wurden ebenfalls im Rahmen des IARC-Monographieprogramms bewertet. Beispielsweise wurde die „berufliche Exposition gegenüber starkem schwefelsäurehaltigem Nebel anorganischer Säuren“ in Gruppe 1 (krebserzeugend für den Menschen) eingestuft.

Die Erstellung und Interpretation solcher Listen chemischer oder physikalischer krebserzeugender Stoffe und ihre Zuordnung zu bestimmten Berufen und Branchen wird durch eine Reihe von Faktoren erschwert: (1) Informationen über industrielle Prozesse und Expositionen sind häufig dürftig und ermöglichen keine vollständige Bewertung der Bedeutung bestimmter krebserzeugende Expositionen in verschiedenen Berufen oder Branchen; (2) Expositionen gegenüber bekannten karzinogenen Expositionen wie Vinylchlorid und Benzol treten in unterschiedlichen Berufssituationen mit unterschiedlicher Intensität auf; (3) Expositionsänderungen treten im Laufe der Zeit in einer bestimmten beruflichen Situation auf, entweder weil identifizierte karzinogene Stoffe durch andere Stoffe ersetzt werden oder (häufiger) weil neue industrielle Prozesse oder Materialien eingeführt werden; (4) Jede Liste beruflicher Expositionen kann sich nur auf die relativ kleine Anzahl chemischer Expositionen beziehen, die im Hinblick auf das Vorhandensein eines krebserzeugenden Risikos untersucht wurden.

 

 

Alle oben genannten Punkte betonen die kritischste Einschränkung einer solchen Klassifizierung und insbesondere ihre Verallgemeinerung auf alle Regionen der Welt: Das Vorhandensein eines Karzinogens in einer beruflichen Situation bedeutet nicht unbedingt, dass Arbeitnehmer ihm ausgesetzt sind, und, im Gegensatz dazu schließt das Fehlen identifizierter Karzinogene das Vorhandensein noch nicht identifizierter Krebsursachen nicht aus.

Ein besonderes Problem in Entwicklungsländern besteht darin, dass ein Großteil der industriellen Aktivitäten fragmentiert ist und in lokalen Umgebungen stattfindet. Diese kleinen Industrien sind oft durch alte Maschinen, unsichere Gebäude, Mitarbeiter mit begrenzter Aus- und Weiterbildung und Arbeitgeber mit begrenzten finanziellen Ressourcen gekennzeichnet. Schutzkleidung, Atemschutzmasken, Handschuhe und andere Sicherheitsausrüstung sind selten verfügbar oder werden selten verwendet. Die kleinen Unternehmen sind in der Regel geografisch verstreut und für Inspektionen durch Gesundheits- und Sicherheitsbehörden unzugänglich.

 

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