Psychische Belastungen sind eine normale Folge des Bewältigungsprozesses mit psychischer Arbeitsbelastung (MWL). Dauerbelastung oder hohe Arbeitsintensität können zu kurzfristigen Folgen von Über- (Müdigkeit) und Unterbelastung (Eintönigkeit, Sättigung) und zu langfristigen Folgen (z. B. Stresssymptome und arbeitsbedingte Erkrankungen) führen. Die Aufrechterhaltung der stabilen Handlungsregulation unter Belastung kann durch Veränderung des Handlungsstils (durch Variation von Informationsfindungs- und Entscheidungsstrategien), durch Absenkung des Leistungsbedarfs (durch Neudefinition von Aufgaben) realisiert werden und Abbau von Qualitätsstandards) und durch eine kompensatorische Steigerung der psychophysiologischen Belastung und anschließende Reduktion der Belastung während der Arbeitszeit.
Dieses Verständnis des Prozesses der psychischen Belastung kann als transaktionaler Prozess der Handlungsregulation bei der Auferlegung von Belastungsfaktoren konzeptualisiert werden, die neben den negativen Komponenten des Belastungsprozesses auch die positiven Aspekte des Lernens wie Akkretion, Tuning und Restrukturierung beinhalten Motivation (siehe Abbildung 2).
Abbildung 1. Bestandteile des Dehnungsprozesses und seine Folgen
Psychische Erschöpfung kann als ein Prozess der zeitreversiblen Abnahme der Verhaltensstabilität in Leistung, Stimmung und Aktivität nach längerer Arbeitszeit definiert werden. Dieser Zustand ist temporär reversibel durch Veränderung der Arbeitsanforderungen, der Umwelteinflüsse oder Reize und durch Schlaf vollständig reversibel.
Geistige Erschöpfung ist eine Folge der Ausführung von Aufgaben mit hohem Schwierigkeitsgrad, die überwiegend Informationsverarbeitung beinhalten und/oder von längerer Dauer sind. Im Gegensatz zur Monotonie, die Erholung der Dekremente ist zeitaufwändig und tritt nicht plötzlich nach sich ändernden Aufgabenbedingungen auf. Ermüdungserscheinungen werden auf mehreren Ebenen der Verhaltensregulation identifiziert: Fehlregulation in der biologischen Homöostase zwischen Umwelt und Organismus, Fehlregulation in den kognitiven Prozessen zielgerichteten Handelns und Stabilitätsverlust in zielgerichteter Motivation und Leistungsniveau.
Symptome geistiger Erschöpfung können in allen Subsystemen des menschlichen Informationsverarbeitungssystems identifiziert werden:
- Wahrnehmung: reduzierte Augenbewegungen, reduzierte Unterscheidung von Signalen, Schwellenverschlechterung
- Informationsverarbeitung: Verlängerung der Entscheidungszeit, Handlungsfehler, Entscheidungsunsicherheit, Blockaden, „Risikostrategien“ in Handlungsabläufen, Störungen der sensomotorischen Bewegungskoordination
- Gedächtnisfunktionen: Verlängerung von Informationen in Ultrakurzzeitspeichern, Störungen der Wiederholungsvorgänge im Kurzzeitgedächtnis, Verzögerung der Informationsübertragung im Langzeitgedächtnis und bei Gedächtnissuchvorgängen.
Differentialdiagnostik der psychischen Ermüdung
Zur Abgrenzung von psychischer Erschöpfung, Monotonie, psychischer Erschöpfung und Stress (im engeren Sinne) liegen genügend Kriterien vor (Tab. 1).
Tabelle 1. Differenzierung mehrerer negativer Folgen psychischer Belastung
Eigenschaften |
Geistige Müdigkeit |
Monotonie |
Sättigung |
Stress |
Wesentliche |
Schlechte Passform in Bezug auf Überlastung |
Schlechte Passform in Bezug auf |
Verlust des wahrgenommenen Sinns für Aufgaben |
Tore wahrgenommen |
Stimmung |
Müdigkeit ohne |
Müdigkeit mit |
Reizbarkeit |
Angst, Bedrohung |
Emotionen |
Neutral |
Neutral |
Erhöhte affektive Abneigung |
Erhöhte Angst |
Aktivierung |
Ständig |
Nicht durchgehend |
Mehr |
Mehr |
Recovery |
Zeitaufwendig |
Plötzlich nach Aufgabenwechsel |
? |
Langfristig |
abwehr |
Aufgabengestaltung, |
Bereicherung der Arbeitsinhalte |
Ziele setzen |
Arbeitsplatz neu gestalten, |
Grade der geistigen Ermüdung
Die gut beschriebene Phänomenologie der psychischen Ermüdung (Schmidtke 1965), viele gültige Erhebungsmethoden und die große Menge an experimentellen und Feldergebnissen bieten die Möglichkeit einer ordinalen Skalierung von Graden der psychischen Ermüdung (Hacker und Richter 1994). Die Skalierung basiert auf der Fähigkeit des Individuums, mit Verhaltensdekrementen fertig zu werden:
Niveau 1: Optimale und effiziente Leistung: keine Anzeichen von Leistungs-, Stimmungs- und Aktivierungsminderung.
Niveau 2: Vollständige Kompensation, gekennzeichnet durch erhöhte periphere psychophysiologische Aktivierung (z. B. gemessen durch Elektromyogramm der Fingermuskulatur), wahrgenommene Steigerung der mentalen Anstrengung, erhöhte Variabilität der Leistungskriterien.
Niveau 3: Labile Kompensation zusätzlich zu der in Stufe 2 beschriebenen: Handlungsfehler, wahrgenommene Müdigkeit, zunehmende (kompensatorische) psychophysiologische Aktivität in zentralen Indikatoren, Herzfrequenz, Blutdruck.
Niveau 4: Reduzierte Effizienz zusätzlich zu der in Stufe 3 beschriebenen: Abnahme der Leistungskriterien.
Niveau 5: Noch weitere Funktionsstörungen: Störungen in den sozialen Beziehungen und der Zusammenarbeit am Arbeitsplatz; Symptome klinischer Erschöpfung wie Verlust der Schlafqualität und vitale Erschöpfung.
Vorbeugung gegen geistige Ermüdung
Die Gestaltung von Aufgabenstrukturen, Umgebung, Ruhezeiten während der Arbeitszeit und ausreichend Schlaf sind die Mittel, um Symptome der psychischen Ermüdung zu reduzieren, damit keine klinischen Folgen auftreten:
1. Änderungen in der Aufgabenstruktur. Die Gestaltung von Voraussetzungen für eine adäquate Lern- und Aufgabenstrukturierung ist nicht nur ein Mittel, um die Entwicklung effizienter Arbeitsstrukturen voranzutreiben, sondern ist auch unerlässlich, um einer Fehlanpassung im Sinne einer psychischen Über- oder Unterforderung vorzubeugen:
- Die Lasten der Informationsverarbeitung können durch die Entwicklung effizienter interner Aufgabendarstellungen und der Organisation von Informationen entlastet werden. Die daraus resultierende Erweiterung der kognitiven Kapazität wird Informationsbedürfnisse und Ressourcen besser aufeinander abstimmen.
- Menschenzentrierte Technologien mit hoher Kompatibilität zwischen der Reihenfolge der präsentierten Informationen und der erforderlichen Aufgabe (Norman 1993) werden die für die Informationsumcodierung erforderliche mentale Anstrengung reduzieren und folglich Ermüdungs- und Stresssymptome lindern.
- Eine ausgewogene Koordination unterschiedlicher Regulierungsebenen (Fähigkeiten, Regeln und Wissen) kann den Aufwand reduzieren und darüber hinaus die menschliche Zuverlässigkeit erhöhen (Rasmussen 1983).
- Die Schulung von Mitarbeitern in zielgerichteten Aktionssequenzen vor tatsächlichen Problemen wird ihr Gefühl für geistige Anstrengung erleichtern, indem sie ihre Arbeit klarer, vorhersehbarer und offensichtlicher unter ihrer Kontrolle machen. Ihr psychophysiologisches Aktivierungsniveau wird effektiv reduziert.
2. Einführung von Systemen für Kurzzeitpausen während der Arbeit. Die positiven Auswirkungen solcher Pausen hängen von der Einhaltung einiger Voraussetzungen ab. Mehr kurze Pausen sind effizienter als weniger lange Pausen; Wirkungen hängen von einem festen und damit vorhersehbaren Zeitplan ab; und die Pauseninhalte sollten eine Ausgleichsfunktion zu den körperlichen und geistigen Arbeitsanforderungen haben.
3. Ausreichend Entspannung und Schlaf. Spezielle Mitarbeiter-Assistenz-Programme und Stressbewältigungstechniken können die Entspannungsfähigkeit unterstützen und der Entstehung chronischer Müdigkeit vorbeugen (Sethi, Caro und Schuler 1987).